ERP-System der Zukunft oder KI plus ERP = iERP?

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Gerade in so heraufordernden Zeiten, wie wir sie 2020 erlebt haben und mit Blick auf die daraus resultierenden globalökonomischen Nachwirkungen, müssen viele (und insbesondere technische) Konzepte und Modelle kritisch hinterfragt und neu justiert werden. Einflussgrößen wie z. B. COVID-19, Brexit, politischer und religiöser Extremismus, Uneinigkeit der EU-Partner, Beginn der „Post Trump Ära“, Chinas wirtschaftspolitische Neuausrichtung usw., führen dazu, dass schnelleres und gezieltes Handeln erforderlich sein wird, um wirtschaftlich überleben zu können. Die notwendigen Veränderungsprozesse sind vielschichtig und werden uns wahrscheinlich den Rest der 2020er Jahre begleiten. KI-gestützte Anwendungen werden hier einen entscheidenden Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen können.

Aber was bedeutet das konkret für Anwendungen, wie z. B. ERP-Systeme, oder Unternehmen, die mit diesen Anwendungen arbeiten?

Grundsätzlich kann man feststellen, dass die Wünsche, Erwartungen und nicht zuletzt Hoffnungen vieler Unternehmer hinsichtlich KI recht hoch sind, oft ohne zu wissen, welche KI-Technologien im ERP-Anwendungsbereichs aktuell vorhanden sind und was die eigene Unternehmens-IT selbst dafür tun muss, um derlei Innovationen produktiv nutzen zu können. In der Regel handelt es sich eben nicht nur um die „Lizensierung und Freischaltung eines zusätzlichen Moduls“, sondern um ein neues Denkmodell, für das die über viele Jahre konservierten, konventionellen ERP-Programmstrukturen vielfach absolut nicht vorbereitet sind.

Der Beitrag von KI für die ERP-Welt

Die Hauptaufgabe klassischer ERP-Systeme liegt vielfach im Management vorhandener Daten. Konkret bedeutet das: Sammeln, Aufbereiten, analysieren, berichten sowie die Visualisierung von Echtzeit-Informationen via fachbereichsbezogenen Dashboards.

Verknüpft man nunmehr den KI-Gedanken (insbesondere das „I“) mit der „alten“ ERP-Welt, wird daraus ein iERP-System. Das Ergebnis dieser gedanklichen Fusion ist eine Verknüpfung von KI-basierten Technologien mit bestehenden ERP-Systemen. Die Aufgabe eines solches iERP (mittels Machine Learning Skills) ist es, selbsttätig große Datenvolumen zu interpretieren, Zusammenhänge und Entwicklungen zu identifizieren, Schlussfolgerungen zu ziehen und nicht zuletzt dem Anwender Handlungsalternativen aufzuzeigen und fallbezogene Entscheidungshilfe zu liefern.

Naheliegende Einsatzbereiche von Machine Learning oder Deep Learning Funktionen sind z. B. im Fertigungsumfeld, die Untersuchung und Identifikationen von Fehlern innerhalb der Fertigung oder die Optimierung von Bedarfsplanungsprozessen mittels prädiktiver Analysemethoden. Um das zu ermöglichen, müssen ERP-Lösungen dazu in die Lage versetzt werden, KI-Anwendungskomponenten integrieren zu können. In der Konsequenz könnten eigene Unternehmensprozesse beispielsweise mit intelligenten Cloud-Diensten, KI-Ressourcen und kognitiven Diensten (gewissermaßen Plug and Play) verknüpft werden.

Das spiegelt auch die Wünsche vieler CIOs wider, die von der SoftSelect GmbH im Rahmen der von ihr zuletzt begleiteten Softwareauswahlprojekte, zu ihren Anforderungen hinsichtlich der zukünftigen ERP-Infrastruktur befragt wurden. In 2020 wurden - u. a. durch die Auswirkungen des von COVID-19 verursachten wirtschaftliche Einbruchs - vermehrt Konzepte zur Modernisierung der im Einsatz befindlichen ERP-Komponenten (an Stelle eines Austausches) von den IT-Entscheidern geprüft. Beispielsweise zogen 67,6% der befragten CIOs (n=534) die grundlegende Modifikation eines Systemwechsels vor. Und von diesem Personenkreis (n= 360, Fertigungsindustrie, >250 Mitarbeiter) stuften immerhin 79,8% die konkrete Nutzung von KI-Komponenten für ihr Unternehmen als strategisch wichtig und somit als wichtigen Wettbewerbsfaktor ein (Zeithorizont: 3-6 Jahre). Ein wichtiger Aspekt beim geplanten Einsatz von KI-Komponenten ist der Gedanke, durch die Digitalisierung und vor allem Automatisierung wiederkehrender unternehmenskritischer Routineprozesse mehr organisches Wachstum zu erzielen.

Was KI schon heute leisten kann

Die Marktdurchdringung von KI-Technologien erinnert ein wenig an die Aufbruchsstimmung, die sich zu Beginn der achtziger Jahre verbreitete, als 1982 das Buch „In Search of Excellence“ von Peters und Waterman veröffentlicht wurde. Die darin vorgestellten Studienergebnisse bescheinigten den untersuchten Spitzenunternehmen, immer schnell und überaus effizient zu agieren sowie stets offen für Experimente und neue innovative Projekte zu sein (ohne Angst vor Fehlern zu haben).

Beim Einsatz von ERP-Software, die in vielen Unternehmen nach wir vor das digitale Herz der Organisation darstellt, kann KI insbesondere dafür genutzt werden, um viele Abläufe effizienter zu gestalten, auf Basis vorhandener Informationen sowie mit Hilfe von Modellrechnungen genauere Vorhersagen zu treffen, Optimierungen zu schaffen und letztlich bessere Betriebsergebnisse zu erzielen. Dabei gewinnen Prognoserechnungen und die Identifikation von Markttrends sehr an Bedeutung. Die KI verwendet bzw. verarbeitet Systemdaten aus dem ERP und unter Verwendung externer Marktdaten, um spezifische Entwicklungen zu erkennen und daraus konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.

ERP-Softwaresysteme mit einer guten Datenbasis sind vielfach imstande, ein umfassendes Bild der Abläufe innerhalb eines Unternehmens zu liefern. KI-basierte Vorhersagen auf Basis genauerer Modelle der Entwicklung von Angebot und Nachfrage einzelner Produktkomponenten, ermöglichen eine genauere prädiktive Bestandsverwaltung (was wird wann wo gebraucht?). Weitere Einsatzbereiche sind die Automatisierung von Routineabläufen (Ziele: Zeiteinsparung, Qualitätsverbesserungen, Kostenreduktion etc.) oder auch der Einsatz bei der Analyse und Prognostizierung von Finanzdatenentwicklungen. Wichtige Treiber sind dabei die Ergebnisverbesserung und die Stärkung der eigenen Wettbewerbsposition.

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