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Alte Liebe rostet nicht? So gelingt HR die Wiedereinstellung von Mitarbeitern

Alte Liebe rostet nicht – gilt das auch für die Wiedereinstellung von ehemaligen Mitarbeitern? Beim sogenannten Boomerang-Hiring gibt es für HR und Mitarbeiter einiges zu beachten – aber mit der richtigen Strategie und einer offenen Kommunikation besteht tatsächlich die Chance auf einen zweiten Frühling…

Wenn ein qualifizierter Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, muss das kein Abschied für immer sein. Immer mehr Personalentscheider setzen auf die Wiedereinstellung ehemaliger Mitarbeiter, auch Boomerang- oder Re-Hiring genannt. Klingt simpel, will aber gut durchdacht sein: Was sind die Vor- und Nachteile von Wiedereinstellung nach Kündigung und welche Punkte sollten HR, Angestellte und Teamleiter dabei beachten?

Boomerang-Hiring ist ein Trend, aber kein neuartiges Phänomen: 1985 etwa verließ ein US-Amerikaner das Technologieunternehmen, das er mitgegründet hatte. Mehr als zehn Jahre später kehrte er zurück, wurde kurz darauf Mitglied des Vorstands und verwandelte die Firma in einen millionenschweren Konzern. Die Rede ist von keinem Geringeren als Steve Jobs und seinem Unternehmen Apple.

Boomerang-Hiring als HR-Maßnahme im Fachkräftemangel

Sofern sie auf persönlicher und fachlicher Ebene nach wie vor ins Unternehmen passen, kann die Wiedereinstellung ehemaliger Mitarbeiter eine vielversprechende Maßnahme im Fachkräftemangel sein. Der beste Wettbewerbsvorteil ist und bleibt zwar eine starke Mitarbeiterbindung, sodass diese das Unternehmen gar nicht erst verlassen und keine hohen Fluktuationskosten entstehen. Aber in Zeiten der Great Resignation und im großen Buhlen um die klügsten Köpfe macht es Sinn, aus allen Ressourcen zu schöpfen – auch aus einem „Alumni-Pool“. Das ist mit vielen Vorzügen verbunden, birgt aber auch Risiken.

Vorteile von Boomerang-Hiring

  • Zeit- und Kostenersparnis: Die Einarbeitung ist effizienter, da der Mitarbeiter bereits mit den Unternehmensstrukturen vertraut ist.
  • Frischer Wind: Ehemalige Mitarbeiter bringen neue Fähigkeiten und Inspirationen aus der Zeit ihrer Abwesenheit ein.
  • Cultural Fit: Es ist bereits klar, ob der Mitarbeiter in seiner Arbeitsweise und Persönlichkeit zum Unternehmen passt.

Nachteile von Boomerang-Hiring

  • Unsicherheit: Misstrauen, Illoyalitätsvorwürfe und Angst vor erneuter Kündigung können den Wiedereinstieg für alle Seiten erschweren.
  • Kontaktpflege nötig: Für eine Wiedereinstellung müssen Führungskräfte und Personalentscheider den Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern aufrechterhalten und pflegen, was Ressourcen kostet.
  • Gehalts- und Beförderungserwartungen: Oftmals kehren ehemalige Mitarbeiter nicht zu den exakt gleichen Bedingungen zurück und haben hohe Erwartungen.

Wiedereinstellung als „großartige Chance“ für Führungskräfte

Stephan Kunze, IT Director Central Europe bei Sage, hat erst kürzlich einen ehemaligen Mitarbeiter wiedereingestellt und ist mit dieser Entscheidung rundum zufrieden: „Jemanden wiederzugewinnen, den man vorher schmerzhaft verloren hat, ist eine großartige Chance.“ Dabei sei es wichtig, vorher offen zu kommunizieren. Warum ist der Mitarbeiter damals gegangen? Besteht der Wechselgrund immer noch? „Wenn derjenige zum Beispiel signalisiert hat, dass er in eine Führungsposition wechseln möchte, dann hat er immer noch dieses Interesse. Wenn ich ihm nach wie vor nicht diese Möglichkeit bieten kann, wird er auf Dauer unzufrieden sein.“, so Stephan Kunze. Sein Tipp an alle, die eine Wiedereinstellung in Erwägung ziehen: auf jeden Fall mit Ex-Mitarbeitern in Kontakt bleiben, ihre Weiterentwicklung verfolgen. Er selbst tue das sowieso, nicht aus taktischen Gründen, sondern aus ehrlichem, persönlichem Interesse heraus.

„Zurück nach Hause“: Die Wiedereinstellung aus Mitarbeiterperspektive

Auch aus Mitarbeiterperspektive kann eine Wiedereinstellung eine echte Chance sein – so bei Lucienne Opitz, Learning Services Specialist, die vor zwei Jahren zu Sage zurückkehrte. Nach abgeschlossener Ausbildung konnte sie zunächst nicht im Learning Services Team weiterarbeiten und landete in einem anderen Bereich. Nach ein paar Jahren kam der Wunsch nach etwas Neuem auf, sie verließ das Unternehmen – schloss aber nie aus, eines Tages zurückzukommen, und blieb mit ihren Ex-Kollegen in Kontakt.

Die Freude war groß, als eine neue Stelle in ihrem alten Team frei wurde. „Es war, als würde ich zurück nach Hause zu meiner Familie kommen. Die Kollegen haben mich warm und herzlich empfangen.“, schwärmt Lucienne Opitz. Den Recruiting-Prozess habe sie erneut durchlaufen und eine Probezeit vereinbart. Dadurch, dass sie das Unternehmen bereits kannte und sich in der Zeit dazwischen weiterbildete, bestand aber eine bessere Verhandlungsbasis beim Wiedereinstieg. Arbeitnehmern, die sich zu einer alten Stelle wieder hingezogen fühlen, legt sie ans Herz: „Wenn ihr euch im Guten getrennt habt und die Arbeit beim ehemaligen Arbeitgeber vermisst: Versucht es einfach. Gebt euch und dem Unternehmen die zweite Chance.“

Drei Tipps für eine gelungene Wiedereinstellung

#1 Trennung im Guten

Eine beleidigte Leberwurst und eine treulose Tomate kommen nicht wieder zusammen. Wenn ein qualifizierter, für das Unternehmen wichtiger Mitarbeiter ausscheiden will, gilt es daher: statt Groll zu hegen, lieber das Gespräch suchen. In einem ausführlichen Exit-Interview können die genauen Gründe für den Wechsel ans Licht kommen.

#2 Kontaktpflege

Wer die Tür von Anfang an offen hält, erhöht die Chance, dass ehemalige Mitarbeiter den Weg zurückfinden. Wenn die ausscheidende Person von hohem Wert für das Unternehmen ist, empfiehlt sich, mit dieser in Kontakt zu bleiben – über soziale Plattformen, ein Alumni-Netzwerk oder Events. Laut aktueller Datenerhebung beträgt der kritische Zeitrahmen für eine Wiedereinstellung etwas mehr als ein Jahr – so lange lohnt sich also die regelmäßige Kontaktpflege.

#3 Klärende Gespräche vor dem Wiedereinstieg

Bei der erneuten Annäherung ist eine ausführliche Aussprache unabdingbar, ähnlich wie bei einem sogenannten Rückkehrgespräch. Besteht der Kündigungsgrund nach wie vor? Was muss sich ändern, damit nicht das Gleiche wieder passiert? Ist der Wiedereinstieg eine Notlösung oder besteht der ehrliche Wunsch der Zusammenarbeit? Beidseitige Klarheit und Einbindung der Mitarbeiter beugen effektiv Scham, Misstrauen und Unsicherheit vor.

Fazit: Die zweite Chance kann zum zweiten Frühling werden

In Zeiten des Fachkräftemangels sitzen Arbeitnehmer in der Regel am längeren Hebel: Wenn sie unzufrieden sind, kündigen sie – mindestens in der Form einer stillen Kündigung –, teilweise ohne eine sichere Anschlussstelle. Eine Rückkehr bietet Chancen für beide Seiten: Stärkung des Vertrauens, frischer Wind im Betrieb. Ex-Mitarbeiter schätzen das Angebot mehr, sind gebundener und motiviert, neue Fähigkeiten einzubringen – ein wahres Geschenk im War for Talents. Ob die zweite Chance das Potenzial zum zweiten Frühling hat, bleibt aber eine individuelle Entscheidung. Mit einer klaren Strategie und offenen Kommunikation können HR, Führungskräfte und Angestellte das Beste aus der Situation herausholen.

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Artikel vom 18.07.2023

Schlagwörter: Human Resources

 

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