SoftTrend-Barometer IT-Technologie 2008
SoftTrend-Barometer IT-Technologie 2008
IT-Budgets sinken: moderne Entwicklungsarchitekturen profitieren
Der Markt für Business Applikationen entwickelt sich in beeindruckender Geschwindigkeit weiter. Mit der gestiegenen Auftragslage insbesondere im ERP-, Business Intelligence und CRM-Umfeld wurde in den vergangenen Jahren viel in die eigene Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit investiert. Nicht nur funktionell durch Erweiterung des Funktions- und Modulspektrums, sondern ebenfalls in technologischer Hinsicht sind die Lösungen an die gestiegenen Marktanforderungen angepasst worden. Bei der diesjährigen SoftTrend Studie 258 untersuchte die Hamburger Unternehmensberatung SoftSelect GmbH zum IT-Technologie insgesamt 54 Systeme von 44 Herstellern und zeigt aktuelle Trends auf dem Software-Markt auf.
Der überwiegende Teil der von SoftSelect untersuchten Geschäftsanwendungen basiert auf den auf C basierenden Programmiersprachen (C: 19%, C#: 31%, C++: 57%). In Abhängigkeit von der Qualität der Anwendungsarchitektur stellt dies die schnellste und stabilste Plattform für komplexe Anwendungen dar. Als wichtige Erweiterung kommt insbesondere Java zum Einsatz (57%). Dieser Umstand ist der inzwischen üblichen Implementierung von Web-Frontends und Web-Anwendungen als Bestandteil der Applikation geschuldet. Die Einbindung von Web-Bestandteilen in die Applikationen ist heute nahezu Standard. Auch lassen sich Vorgänge und besonders die Darstellungen mit Web-orientierten Oberflächen in vielen Fällen vereinfachen. Da vollständig Web-basierte Systeme eine aufwendige Neuentwicklung bedeuten und damit viel Aufwand und Kosten verursachen, präferieren viele Hersteller nach wie vor eine Mischung aus der Eigenentwicklung und Web-Komponenten. Die Befragung ergab, dass die ERP-Applikationen zu 53% über eine teilweise browserbasierte Oberfläche verfügen (zum Vergleich ReWe-Lösungen 29%). Dabei ist der Zugriff bei 8% der ERP-Anwendungen nicht über den Webbrowser möglich (zum Vergleich ReWe-Lösungen 14%), bei 39% ist der Zugriff über den Webbrowser eingeschränkt möglich (zum Vergleich ReWe-Lösungen 57%) und bei 47% sogar uneingeschränkt möglich (zum Vergleich ReWe-Lösungen 29%).
Fast alle Hersteller haben in den letzten Jahren ihre Applikationen auf eine modulare Basis umgestellt (98%). Etwa 87% der Lösungen haben die Software vor diesem Hintergrund auf die Entwicklungsschichten Datenbank, Datenhaltung, Business Logik und Oberfläche aufgeteilt. Die Schichtenteilung vereinfacht die Pflege, Weiterentwicklung und Anpassung an die zukünftigen Erfordernisse des Kunden. Monolithische Anwendungen aus einem Guss gehören damit inzwischen eindeutig der Vergangenheit an.
Mehr als drei Viertel aller von SoftSelect untersuchten Lösungen (78%) laufen mit MS SQL-Server als Datenbank, gut die Hälfte (54%) laufen mit Oracle und ein gutes Drittel (37%) der Systeme sind mit DB2 verfügbar. Sofern der Hersteller die Verwendung mehrerer bzw. verschiedener Datenbanken anbietet, wird die Anbindung der Datenbank überwiegend über die Schnittstelle ODBC realisiert (87%). Neben ODBC implementieren die Anbieter Datenbankschnittstellen über Java (JDBC; 52%) oder ActiveX (ADO; 39%). Ein Teil der Hersteller bietet hierfür auch eigene Lösungen basierend auf der eigenen Entwicklungsumgebung an. Bei einer solchen, nicht standardisierten Lösung sollte jedoch die reale Umsetzung und die Performance der Schnittstelle im Betrieb überprüft werden.
Die SoftTrend Studie ergab zudem, dass 87% der untersuchten Lösungen objektorientiert entwickelt wurden. Im Einzelnen wurden 84% der ERP-Lösungen (38 Systeme), 85% der Rechnungswesen-Lösungen (7 Systeme) und jeweils 100% der Human Resources (5 Systeme) und CRM-Lösungen (4 Systeme) objektorientiert programmiert. Der Nachteil einer fehlenden Objektorientierung aus Entwicklersicht: mangelnde Flexibilität und Wiederverwendbarkeit. Neuerungen müssen statt an zentraler Stelle (objektorientierte Entwicklung) durch zahlreiche Anpassungen innerhalb des Quellcodes sehr aufwendig implementiert werden. Dadurch steigt die Fehleranfälligkeit der Software und die natürlichen Entwicklungszyklen werden deutlich verlangsamt oder müssen durch eine größere Entwicklungsmannschaft kompensiert werden.
Neben den technologischen Spezifika der Softwareprodukte gibt es aber auch auf Servicelevel-Ebene Unterschiede. So enthalten die Leistungen im Rahmen des Wartungs- und Servicevertrages zwar bei allen untersuchten Lösungsanbietern Folge-Releases der Software, aber nur 85% der Systemhäuser warten die vorgenommenen Software-Modifikationen auch mit. Vor der Durchführung von Softwaremodifikationen sollten Anwender daher sicherstellen, ob die Anpassungen ebenfalls Gegenstand des Wartungsvertrages sind. Dass das Anwenderunternehmen die Software gänzlich ohne Einschränkung der Release-Fähigkeit modifizieren kann, bestätigten lediglich 65% der Softwareanbieter (zum Vergleich: ERP-Anbieter: 79%, ReWe-Anbieter: 15%). Die Anbieter tun sich somit nach wie vor schwer, die Wartung von kundenspezifischen Software Modifikationen in ihre Leistungspakete einzubinden.
Grafik: Methoden zur Sicherstellung der Update-Fähigkeit bei kundenspezifischen Modifikationen
Ferner ist die Fehlerbeseitigung bei 98%, Service Packs bei etwa 96%, die funktionale Weiterentwicklung und die Hotline bei 94% sowie die Fernwartung bei ca. 88% der Anbieter Leistungsbestandteil des Service-Vertrages. Im Gegensatz zu früheren Jahren bieten die meisten Anbieter heute Wartungspakete an, die bereits alle wichtigen Update-/Upgrade-Funktionen für die zukünftige Entwicklung der Anwendung beinhalten. Die Anbieter haben sich damit von der früher gängigen Praxis der günstigen Wartungspakete mit oftmals viel zu geringem Umfang verabschiedet. Bei diesen Paketen erlebte der Anwender häufig böse Überraschungen, wenn er feststellen musste, dass etliche Leistungen nachträglich teuer zugekauft werden mussten.
Auch die inzwischen schon weitgehend durchgängige Implementierung von Online-Datensicherungsmechanismen in den Applikationen (78% der Anbieter bieten entsprechende Möglichkeiten) stellt für viele Anwender erhebliche Vorteile und eine Vereinfachung in der Datensicherung dar. Gerade für Hochverfügbarkeitssysteme und Systeme, welche über mehrere Zeitzonen hinweg betrieben werden, stellte die zeitweise Deaktivierung der Applikation zur Datensicherung in der Vergangenheit ein großes Problem dar.
Etwa 39% der ERP-Hersteller liefern mit der Software den Source-Code an die eigenen Kunden aus - entweder direkt oder über das Software Escrow Verfahren. Beim Software Escrow wird der Source-Code freiwillig bei einem unabhängigen Institut, z.B. der TÜV-Zertifizierungsstelle, hinterlegt, so dass im Falle einer Insolvenz des Systemhauses die geschäftskritische Software weiterverwendet und –gepflegt werden kann. Steht doch die Investitionssicherheit bei Software-Auswahlprojekten ganz oben auf der Agenda, wurde die Frage nach dem Source-Code der Software im Entscheidungsprozess bei vielen Auswahlprojekten noch allzu häufig übergangen.
Im Bereich serviceorientierte Architekturen (SOA) hat der Markt zwar die Marketingphase überwunden und einige Unternehmen können bereits auf die erfolgreiche Umsetzung von SOA-Konzepten zurückblicken, doch hat dieses Thema den deutschen Mittestand bislang noch kaum erreicht, wenn man es in Zahlen ausdrücken will. Der Wettstreit nach Marktanteilen unter den Softwarelieferanten hinsichtlich der Bereitstellung eines „prozessfähigen“ IT-Konzeptes auf Basis einer SOA ist nach wie vor in vollem Gange. Der Schweizer Enterprise Software Anbieter Ramco Systems beispielsweise hat ein Business Process Plattform entwickelt, mit der eine Applikationslandschaft über eine SOA aufgeteilt, in erneuerbare Segmente zerlegt und nach und nach ersetzt oder modernisiert werden kann. Die Service-orientierte Architektur basiert auf koppelbaren, einheitlich und neutral definierten Services. Dadurch ermöglicht sie grundsätzlich neue Anwendungen oder Geschäftsprozesse einfacher zu erstellen oder auch von Drittanbietern zu beziehen und damit die teure Abhängigkeit von Herstellern zu verringern. Auch Anbieter klassischer ERP-Systeme wie die ALPHA Business Solutions setzen vermehrt auf serviceorientierte Architekturen. Das Unternehmen bietet mit proALPHA ebenfalls eine Lösung, die mit einer SOA die Vernetzung von internen als auch externen Systemen von Kunden und Lieferanten vereinfacht sowie die IT an sich ändernde Prozesse anpasst. In typischen Anwendungen des Mittelstandes soll dank der SOA-Technologie bereits 80 Prozent der Funktionen im proALPHA Standard und 15 Prozent durch schnelle Konfiguration in verschiedenen Ebenen abgebildet werden können. Ebenso wie proALPHA wird der ERPII-Anbieter Demand Software Solutions seine Lösung GENESIS4Web mit einer service-orientierten Architektur sukzessive prozessfähig machen und damit die Koppelung von Abläufen mit der häufig heterogenen Systemlandschaft erleichtern.
Aber auch neben dem Thema SOA wurde im vergangenen Jahr von den untersuchten Software-Anbietern wieder verstärkt in die technologische Zukunftsfähigkeit investiert. So setzt etwa die auf Java2- und SOA-Technologie basierende ERPII-Lösung von e.bootis künftig weiter auf den Einsatz von Web-Services und XML und oxaion stellt sich mit oxaion open, einer völlig plattformunabhängigen ERP-Lösung inklusive integriertem BPM-Modul, für den freien Servermarkt neu auf. Einen anderen Ansatz hingegen verfolgt die Godesys AG. Ihr neu vorgestelltes Open Business Framework soll die Systembasis für alle betriebswirtschaftlichen Lösungen des Hauses bilden. Kern der neuen Technologie-Plattform ist dabei ein auf Open Source-Technologien basierender Softwarestack (Eclipse IDE, Apache, Tomcat, Hibernate, JBoss, Liferay), der gleichzeitig als Grundlage für die Entwicklung und Integration unterschiedlicher, frei wähl- und zusammenstellbarer betriebswirtschaftlicher Lösungen dienen soll. Auch auf Ebene von Branchenlösungen wird investiert: die update Solutions AG hat in einem gemeinsamen Kooperationsprojekt mit der Swing-Gruppe in eine neue Lösung für Variantenfertiger „VlexPlus“ auf Basis der ERPII-Lösung Semiramis entwickelt, um mit der Branchenlösung auf einem technologisch führenden System aufzusetzen.
Mit dem Angebot an Lösungen und der steigenden Leistungsvielfalt wird eine genauere Analyse und Definition der Bedarfe und Anforderungen auf Anwenderseite notwendig, um eine größtmögliche Einbindung der Unternehmensziele in der IT zu gewährleisten. Mit der SoftTrend Studie 258 zum Thema IT-Technologie wurde von der Hamburger Unternehmensberatung SoftSelect GmbH eine Marktanalyse erstellt, um einen Überblick über den Leistungsumfang und den technologischen Status quo vorhandener Lösungen zu schaffen sowie eine perspektivische Einschätzung des Marktes vorzunehmen. Die SoftTrend Studie 258 ist die Neuauflage einer regelmäßig aktualisierten Marktstudie zum Thema Software-Einsatz Mittelstand. Dabei wurden deutsche und international ausgerichtete Hersteller von ERP-Lösungen sowie (OEM-) Anbieter von Rechnungswesen-, CRM und HR-Lösungen angesprochen. An der diesjährigen SoftTrend Studie haben insgesamt 44 Unternehmen mit 54 teilgenommen. Weitere Ergebnisse der Studie können direkt über www.softselect.de oder per E-Mail unter marketing@softselect.de angefordert werden.
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